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Rede Bürgermeister Alfred Sonders zum Neujahrsempfang 

am Freitag, 11.01.2019, Stadthalle Alsdorf

Liebe Alsdorferinnen und Alsdorfer,

 

wir treffen uns am Anfang eines Jahres, dem wir mit gemischten Gefühlen entgegengehen. Hinter uns liegt ein Jahr, in dem vieles nicht mehr so gewesen ist, wie wir es über viele Jahre gekannt haben. Vertrautes scheint verloren gegangen zu sein. Gewachsene Strukturen sind aus den Fugen geraten, seitdem in den Vereinigten Staaten ein Präsident ins Amt gewählt worden ist, für den Werte wie Glaubwürdigkeit oder verlässliche Partnerschaft wertlos zu sein scheinen.

Wohin geht Europa? Großbritannien will den Brexit, ist sich aber nicht einig über das Wie. Einige Staatenlenker auch in Europa sind dabei, an die Stelle von Solidarität und Gemeinsinn Nationalismus, Intoleranz und Populismus zu setzen. Bei uns in Deutschland melden sich lautstark politische Strömungen zu Wort, die mit einfachen Antworten auf komplizierte Zusammenhänge die Menschen hinters Licht führen wollen. Aber, mit anstrengungsloser Propaganda kann keine verantwortungsbewusste Politik gestaltet werden. Und deshalb fragen sich viele Menschen besorgt: Was ist los mit unserer Welt?

Ja, es stimmt, meine Damen und Herren, vieles ist komplizierter geworden. Umso wichtiger ist es deshalb, dass wir uns auf unsere Werte besinnen. Dass wir bereit bleiben, für diese Werte einzutreten und sie zu verteidigen. Jeder einzelne von uns kann dazu seinen Beitrag leisten. Jeder dort wo er steht, in seinem Verantwortungsbereich, dort wo er sich engagiert. Das funktioniert, weil jeder große Weg mit einem kleinen Schritt anfängt. Und kleine Schritte kann jeder von uns tun.

 

Der erste Schritt könnte sein, dass wir die abstrakte Frage „Was ist los mit unserer Welt?“ durch ganz konkrete Fragen ersetzen:

-        Wie wünsche ich mir unsere Welt?

-        Welches Europa wollen wir unseren Kindern und Enkeln bewahren?

-        Und vor allem: In welchem Alsdorf wollen wir morgen leben?

Wir haben schon bewiesen, dass wir in Alsdorf sehr viel bewegen können. Wenn wir es nur wollen, und wenn wir es gemeinsam wollen. Wenn wir unsere Heimatstadt voranbringen wollen, wenn wir unser Alsdorf jeden Tag ein kleines Stück lebens- und liebenswerter machen wollen, dann tun wir das natürlich für uns selbst. Wir können es jedoch umso besser tun, wenn wir über den Tag hinausdenken, wenn wir den Generationen ein gutes Erbe hinterlassen wollen, die nach uns Verantwortung übernehmen.

Dieser Grundsatz, meine Damen und Herren, ist der Stoff, der meine Arbeit als Bürgermeister vorantreibt. Und ich bin sehr dankbar dafür, dass ich immer wieder Unterstützung erfahre. Unterstützung durch den Stadtrat, durch Vereine und Gesellschaften, in zahlreichen Gesprächen mit Bürgerinnen und Bürgern, die sich Gedanken über die Zukunft machen und nicht abseitsstehen wollen. Und die zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden.

Was war das für eine großartige Erkenntnis, im August des vergangenen Jahres! An der Maurerstraße in Schaufenberg hatte sich ein ganzes Umspannwerk in Rauch aufgelöst. 7000 Haushalte, 30 Betriebe und ein Seniorenheim waren stundenlang ohne Strom. Wir haben erlebt, wie abhängig unsere moderne Gesellschaft von einer sicheren Energieversorgung ist. Wir haben aber auch erlebt, wie die Menschen zusammengerückt sind:

Zahlreiche Helfer waren sofort zur Stelle, haben Hand in Hand gearbeitet. Unsere Feuerwehr, das Technische Hilfswerk,  das DRK, viele freiwillige Einsatzkräfte. Alsdorferinnen und Alsdorfer außerhalb der stromlosen Zone boten uneigennützig an, Kapazitäten für Tiefkühlware in ihren Kühlschränken bereitzustellen, damit die Lebensmittel nicht verderben. Nachbarn haben sich zu einem Spieleabend bei Kerzenlicht verabredet, statt allein vor dem dunklen Fernseher zu sitzen.

Das ist nur ein Beispiel für Engagement in unserer Stadt. In Alsdorf funktionieren Ehrenamt, Zusammenwirken, gegenseitige Anteilnahme und der aufmerksame Blick für den Anderen. Nicht nur bei Stromausfall. Ich empfinde große Dankbarkeit, Teil einer solchen Gemeinschaft sein zu dürfen. Das ist für mich Verpflichtung, meine kommunalpolitische Arbeit gewissenhaft und unermüdlich zu leisten. Denn was auch immer in der Welt geschieht, hier bei uns müssen wir dafür sorgen, dass die Menschen sich geborgen fühlen. Dass ihre Grundbedürfnisse erfüllt werden. Zum Beispiel dadurch, dass genügend Wohnraum zur Verfügung steht.

In den vergangenen Jahren ist in Alsdorf viel gebaut worden. Unsere städtischen Gesellschaften und die Privatwirtschaft haben in Seniorengerechtes Wohnen investiert, in Mietwohnungen und Wohneigentum für Familien mit Kindern. Sie alle wissen es und haben es gesehen, wieviel neuer Wohnraum in unserer Stadt entstanden ist. Und heute Abend sage ich Ihnen: Wir lassen nicht nach. Wohnen in Alsdorf wird immer beliebter. Die Nachfrage wächst stetig. Wir bauen weiter:

-        im Blumenrather Feld an der Pestalozzistraße,

-        auf dem ehemaligen Hertha-Sportplatz an der Straßburger Straße in Blumenrath,

-        die Entwicklung des Baugebietes Gymnasium und Realschule in Ofden geht voran,

-        hinzu kommen die großen Baugebiete in Busch, an der Eisenbahnstraße und der Heimstraße.

Das alles zusammen schafft Platz für rund 500 Wohneinheiten, allein in den nächsten zwei bis drei Jahren. Weitere Baugebiete sind in Vorbereitung: hinter dem Rathaus, zwischen Würselener Straße und Schützenstraße, am Sportplatz Kellersberg. So werden in den nächsten Jahren Konzepte erarbeitet, um das jeweilige Umfeld abzurunden. An anderer Stelle ist die Entwicklung ein Stück weiter: Allmählich läuft das Annagelände voll. Da nur noch wenige Flächen zu bebauen sind, will NRW Urban in diesem Jahr auch endlich die endgültige Erschließung voranbringen, damit die Baustraßen verschwinden.

Alsdorf wächst, auch qualitativ. Das gilt auch mit Blick auf die erfreuliche wirtschaftliche Entwicklung. Unsere Stadt ist sehr attraktiv für Firmen auf der Suche nach einem Standort. Das Interesse an den noch freien Gewerbeflächen ist groß. Ich bin überzeugt davon, dass wir hier in den nächsten Jahren eine weitere, erfreuliche Entwicklung erleben.

Die Arrondierung unserer Innenstadt bleibt oben auf der Tagesordnung. Für die noch freien, ehemaligen Industriebauten Turbinenhalle am Kaufland, Unterstation am Busbahnhof, aber auch für die Fläche an der Hubertusstraße gegenüber dem Cinetower und für weitere Flächen gibt es Interessenten, mit denen wir 2019 einen Schritt vorankommen wollen.

 

Meine Damen und Herren,

es ist viel erreicht worden, in Alsdorf. In einem Punkt allerdings sind wir noch nicht dort, wo wir eigentlich schon sein wollten. In zahlreichen Gesprächen mit einem Investor bin ich sehr zuversichtlich gewesen, eine gute städtebauliche Lösung für die Bebauung des Zentralparkplatzes zu finden. Das wird nämlich der entscheidende Impuls für die Entwicklung unserer neuen Stadtmitte, unserer City. So sehr ich hier jedoch vorankommen will, so konsequent bestehe ich auf Qualität und auf einer umfassenden städtebaulichen Entwicklung. Unsere Innenstadt braucht einen kräftigen Schub, der darf aber nicht übers Knie gebrochen werden. Und wenn es nicht gelingt, das Interesse von Investoren und unsere qualitativen Ansprüche an eine Neue Mitte zusammenzubringen, dann müssen wir einen anderen Weg gehen.

 

Selbstverständlich brauchen wir für die Entwicklung unserer Stadt Investoren, aber wir dürfen nicht von ihnen abhängig sein. Deshalb haben wir unsere städtischen Gesellschaften neu aufgestellt. Eine zentrale Rolle kommt unserer Stadtentwicklung Alsdorf GmbH (SEA) zu. Sie hat das kaufmännische und das technische Know-how zur Projektentwicklung.

 

 

Wir haben unsere Wohnungsbaugesellschaft (WBA), das ist die frühere GSG, in die neue Stadtentwicklungsgesellschaft eingegliedert. Weil wir das Thema Wohnen immer in Kombination mit Einzelhandel und anderen gewerblichen Entwicklungen sehen.  Jetzt können wir unsere Innenstadt Zug um Zug, aus eigener Kraft, auf eigenen und fremden Flächen entwickeln. Und zwar mit der Business Park Alsdorf GmbH und ihrem neuen Geschäftsführer Mark Knisch, einem ausgewiesenen Einzelhandelsexperten und Projektentwickler mit besten Kontakten, und mit der Stadtentwicklung Alsdorf GmbH und ihren Geschäftsführern Dieter Sandlöbes, Kathrin Koppe und Michael Hafers, die in Alsdorf schon viele Projekte gemanagt haben. Hinter den Geschäftsführern steht ein leistungsfähiges Team, mit dem die wichtigen städtebaulichen Projekte in Alsdorf Stück für Stück verwirklicht werden können.

 

Ja, wir werden weiterhin mit Investoren zusammenarbeiten. Aber: zu den Rahmenbedingungen, die wir für richtig und wichtig halten. Manche Dinge brauchen eben etwas länger, wenn sie wirklich gut werden sollen. Wir haben für unsere attraktiven Freiflächen in der Innenstadt nur einen Wurf frei. Der muss sitzen.

Alsdorf ist eine wachsende Stadt. Vieles verändert sich. Veränderung ist positiv, wenn sie in geordneten Bahnen verläuft. Veränderung wird akzeptiert, wenn wir die Menschen dabei mitnehmen. Deshalb darf Veränderung nicht zu Verunsicherung führen. Genau das verhindern wir, wenn wir in Alsdorf Politik im Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern gestalten. Wir wollen die Frage, in welchem Alsdorf wir morgen leben wollen, gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürgern beantworten.

Dafür können sie auch etwas von uns, von der Politik erwarten. Dafür können Sie etwas von mir erwarten, meine Damen und Herren. Auch in einem weiteren ganz zentralen Punkt, der mir am Herzen liegt. Eine wachsende Stadt wie Alsdorf ist in besonderem Maße auf ein funktionierendes Bildungssystem angewiesen, auf ein Bildungssystem, das neuen Herausforderungen gewachsen ist. Bei uns in Alsdorf können sich Eltern darauf verlassen, dass ihre Kinder auch morgen noch die Chance auf die für sie bestmögliche Bildung bekommen.

Die Bildungslandschaft in Alsdorf ist beispielhaft. Ich möchte mit Ihnen heute Abend auf den Annapark schauen. Wir sehen dort das Johannes-Rau-Kultur-und Bildungszentrum, unser KuBiZ. Mit Gymnasium und Realschule. Daneben eine Kindertagesstätte und die Anna-Grundschule. Auf der anderen Seite der außerschulische Lernort Energeticon. Und jetzt frage ich Sie: In welcher Stadt vergleichbarer Größenordnung haben Sie so etwas schon einmal gesehen?   

Schauen wir weiter auf diesen Bildungscampus von beispielhafter Qualität. Es ist für mich eine große Freude zu sehen, wie sich die Musikschule am Gymnasium Alsdorf entwickelt, die übrigens für alle Kinder in der Stadt offen ist. Der städtische Chor hat seine neuen Probenräume im Kultur- und Bildungszentrum bezogen. Damit haben wir im KuBiZ ein umfassendes musisches Angebot für die ganze Stadt. Ein pädagogisches und künstlerisches Zentrum im historischen Ambiente – das hat keiner in der Nachbarschaft so zu bieten. Darauf dürfen wir auch mal stolz sein.

Nach meiner festen Überzeugung ist die Heranführung von Kindern an Kultur eine äußerst wichtige und prägende Aufgabe, der wir uns in Alsdorf von ganzem Herzen stellen. Als letzter Baustein wird die Jugendkunstschule „Aber Hallo“ das KuBiZ ergänzen. Entweder in der Kraftzentrale oder in einem Neubau im Schatten unseres alten Schätzchens. Dass hängt von der Frage ab, ob wir neue Klassenräume für das Gymnasium finanzieren oder Räume für „Aber Hallo“ und woher das Geld für diese Finanzierung kommen kann.

In einigen Gesichtern sehe ich die Frage: Neue Klassenräume für das neue Gymnasium? Ja, das hat einen konkreten Hintergrund. Als das KuBiZ geplant und realisiert wurde, kannte noch niemand die Themen, die neu auf uns zugekommen sind: Inklusion und differenzierter Unterricht sowie die Rückkehr zum Abitur nach neun Jahren. Das sind Themen, die nicht auf kommunaler Ebene entschieden worden sind. Aber die Kommunen müssen dann als Schulträger die zusätzlich benötigten Räume bereitstellen. Das ist in Alsdorf nicht anders als in allen Städten in Nordrhein-Westfalen.

Ich würde mir wünschen, dass in solchen Fällen mehr Rücksicht auf die Städte und Gemeinden genommen würde. Dass sie nicht nur neue Aufgaben übertragen bekommen, sondern auch finanziell dazu besser in die Lage versetzt werden. Trotzdem: Wir werden diesem Zusatzbedarf gerecht werden. Denn wir halten an unserem Grundsatz fest, unseren Kindern und Schulen die besten Rahmenbedingungen zu schaffen. Also packen wir auch diese Aufgabe an.

Ich komme noch einmal zurück zu unserem KuBiZ, das mit seiner Kraftzentrale ein außergewöhnlicher, ein vorzüglicher Veranstaltungsort ist. Die Kraftzentrale ist und wird künftig noch mehr eine Bühne für Veranstaltungen unterschiedlichster Art. Schon jetzt lade ich Sie zum Tag der Integration am 30. Juni 2019 ein, der künftig im Kultur- und Bildungszentrum, in der Kraftzentrale stattfinden wird. Wir finden dort optimale Bedingungen: ein wetterunabhängiger und sehr atmosphärischer Veranstaltungsort mit einer hervorragenden Infrastruktur. Bühne, Sanitäranlagen, Mobiliar, Mikrofonanlage – alles ist vorhanden und wird nun bald auch von den Pächtern der Gastronomie mit Veranstaltungen bespielt.

Jetzt lade ich Sie ein, mit mir ein Stück weiterzugehen und auf die anderen Bildungseinrichtungen in unserer Stadt zu schauen. Weil ich Ihnen natürlich zeigen will, dass uns alle Bildungseinrichtungen in Alsdorf lieb und teuer sind. Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule, unsere größte Schule, bekommt wegen der Differenzierung und aufgrund von Inklusion einen Neubau mit vier weiteren Klassenräumen. Umfangreiche Sanierungen wollen wir 2019 abschließen. Die Gustav-Heinemann-Gesamtschule ist ein sehr wertvoller Bestandteil unserer Bildungslandschaft. Sie ermöglicht jede Art von Schulabschluss ohne Schulwechsel. Ihr großes Verdienst ist es, dass sie schon viele Schülerinnen und Schüler, die mit Hauptschul- und Realschulempfehlung gekommen sind, letztlich zum Abitur geführt hat. Das nenne ich Chancengleichheit und Bildungsgerechtigkeit.

Die Marien-Realschule ist gewachsen und hat einen Realschulzug mehr erhalten, der am KuBiZ zurückgenommen wurde. Auch das hat einen guten Grund: Ab 2020 ist die Marienschule das einzige weiterführende Schulangebot im Bereich der Altgemeinde Hoengen, wo immerhin fast die Hälfte unserer Einwohner lebt. Die Marienschule ist im Rahmen ihres Umzuges an die Pestalozzistraße bereits räumlich so aufgestellt worden, dass sie expandieren kann. Wir werden Schüler, Eltern und Lehrer bei der Verwirklichung ihres Schulprogrammes fördern, und wir werden die nötigen Finanzmittel für eine moderne Schule bereitstellen.

Ich behaupte nicht nur, sondern ich stelle voller Stolz fest: Wir sind im Nordkreis die einzige Stadt, die diese Vielfalt an weiterführenden Schulangeboten mit Gymnasium, Realschule und Gesamtschule bietet.

Wir können zwar nicht allen Eltern den Erstwunsch bei der Auswahl der Schule erfüllen, aber jedes Kind hat die Möglichkeit seinen Wunschabschluss hier bei uns, in Alsdorf zu erreichen.

Im Grundschulbereich kommen wir ebenfalls auf die Zielgerade. Unsere acht Grundschulen sind im Stadtgebiet gut verortet und wurden in den vergangenen Jahren sukzessive modernisiert - von der Schultoilette bis zur energetischen Außenhaut. Die letzten beiden Großbaustellen an der GGS Kellersberg-Ost und unser „Schätzchen“ an der Schaufenberger Engelstraße sind so gut wie fertig. Hier haben wir neben der Schulsituation vor allen Dingen auch das Wohnumfeld des gesamten Stadtteils mit verbessern können.

Derzeit machen wir alle Schulen fit für die digitale Zukunft. Wir bleiben in Sachen Digitalisierung am Ball und vollenden unsere jahrelange Vorarbeit in 2020. Dabei ärgere ich mich maßlos über die aktuelle Diskussion zwischen Bund und Ländern zur Finanzierung des digitalen Unterrichts. Was soll eigentlich das Kompetenzgerangel um die Frage, wer wofür das Geld ausgibt, das der Bund bereitstellt? Gebt doch den Kommunen die Mittel pro Kopf der Schülerinnen und Schüler und lasst uns hier vor Ort gemeinsam mit Lehrern, Schülern und Eltern entscheiden, für welchen Zweck wir das Geld ausgeben! Bessere Experten als diese gibt es nicht.

Die aktuelle Diskussion weckt Erwartungen, die mit den Mitteln des Bundes, die jetzt zur Diskussion stehen, überhaupt nicht erfüllt werden können. Jedenfalls nicht, ohne die Gemeinden zusätzlich finanziell zu belasten, obwohl man sie ja eigentlich entlasten will.

Selbstverständlich ist es lobenswert, wenn die Anschaffung von Tablets klassenweise gefördert wird. Aber was ist mit den Folge-, Betriebs- und Systembetreuungskosten? Es bedarf einer Infrastruktur und Personal, um die Systeme einzurichten und am Laufen zu halten. Es bedarf weiterer Leitungskapazitäten, die monatlich erheblich mehr Geld kosten.

Wie den Gemeinden diese Mehrkosten erstattet werden sollen, darüber spricht niemand. Soll es denn wieder so wie immer laufen, dass am Ende die Kommunen mit den Folgekosten alleine gelassen werden? Genauso haben wir das mit der Schulsozialarbeit erlebt. Ich wünsche mir endlich mehr Absprache mit den Städten, mehr Weitblick und mehr Kontinuität in der Finanzierung. Statt einmaliger werbewirksamer Aktionen brauchen wir eine dauerhafte und nachhaltige Unterstützung und wirkliche Entlastung der Städte und Gemeinden.

Ein weiterer Schwerpunkt im Schulbereich ist für mich der Ausbau des offenen Ganztagsangebotes (OGS). Hier sind wir organisatorisch dank des Vereins AKIFA sehr gut aufgestellt, bei dessen Mitarbeitern ich mich ausdrücklich für ihr großes Engagement bedanken will. Das gilt vor allem für die beiden Köpfe Heinz-Günther Dohm und Klaus Spille, die uns auch nach ihrer Pensionierung weiter begleiten und unterstützen. Danke für dieses großartige, ehrenamtliche Engagement.

Derzeit sind die Grundschulen in Alsdorf aufgefordert, ihr OGS-Angebot an die zu erwartenden größeren Kapazitäten anzupassen. Wir müssen entscheiden, wo wir gegebenenfalls welche Mittel zusätzlich investieren. Aus den derzeitigen Förderprogrammen stehen hierfür auch Mittel bereit, die wir gern abgreifen wollen. Als wohl größte OGS-Baustelle sehen wir die Katholische Grundschule Hoengen. Die anderen sechs Standorte werden ebenso im Fokus bleiben und ihren Bedarfen entsprechend entwickelt. Ich hoffe, dass irgendwann auch die Grundschule Schaufenberg sich dazu entschließt, offenen Ganztag anzubieten. Dann hätten wir alle Alsdorfer Schulen mit einem umfassenden Betreuungsangebot ausgestattet.

Das Stichwort Betreuung wird uns auch im Kita-Bereich weiter begleiten. Bis Ende dieses Jahres bzw. Anfang 2020 sollen sieben weitere Kindergartengruppen eröffnet werden. Sechs davon in der neuen Kita, die gerade auf dem Rot-Weiß-Sportplatz gebaut wird. Noch eine weitere Gruppe entsteht zusätzlich beim Neubau der AWO-Kita an der Rosenstraße. Auch in diesem wichtigen Bildungsbereich gilt bei uns in Alsdorf: Es geht kräftig vorwärts.

 

 

Meine Damen und Herren,

die Welt verändert sich. Das gilt auch mit Blick auf das Weltklima. Wir stehen vor neuen Herausforderungen und müssen vor Ort die Frage beantworten, wie wir in Zukunft Mobilität sichern wollen? Klimawandel, Luftreinhaltung, mögliche Dieselfahrverbote, das ist nichts Abstraktes. Das betrifft uns direkt vor der eigenen Haustür, in unserer Region, in unserer Stadt. Und das ist ein gesamtgesellschaftliches Thema. Es ist das Thema der Zukunft. Es wird nicht nur uns, sondern auch die kommenden Generationen intensiv beschäftigen.

Alsdorf ist auch vor diesem Hintergrund dem Netzwerk Mobilität NRW beigetreten. Wir wollen die Mobilität im Stadtzentrum und zwischen den Stadtteilen zukunftsfähig machen. Wir entscheiden heute, welche Qualität unser Leben in Zukunft haben soll. Der Klimawandel ist keine Erfindung der Chinesen, wie Donald Trump behauptet. Wir sind mittendrin im Klimawandel. Und wir wollen kein Stückwerk mit Einzelmaßnahmen. Wir brauchen ein Gesamtkonzept, dass wir mit der Verwaltung, mit den Ratsfraktionen, mit den Bürgerinnen und Bürgern erarbeiten.

Wir wollen in die  Stadtteile hinein, bei Informationsveranstaltungen und Workshops darüber diskutieren. Das kostet Zeit. Aber, die nehmen wir uns. Wenn wir jetzt diese große Aufgabe angehen, müssen wir die Gelegenheit nutzen, unseren Blick noch einmal zu weiten. Grundsätzlich müssen wir auch in Alsdorf der Entwicklung Rechnung tragen, dass es in Zukunft weniger Autos und dafür mehr Radfahrer, mehr Fußgänger und mehr ÖPNV geben wird. Wir werden uns in diesem Zusammenhang ganz sicher nicht einer Diskussion um die Regio-Tram verweigern, sondern aktiv daran teilnehmen. Und wir kämpfen weiterhin für die Fortführung der Euregiobahn über Mariagrube, Hoengen nach Siersdorf.

Dabei lassen wir die alltäglichen Aufgaben nicht links liegen. In den letzten drei Jahren haben wir akribisch den Zustand aller Alsdorfer Straßen erfasst und die Ergebnisse digitalisiert. Jetzt wird ein Gesamtprogramm zur Instandsetzung unserer Straßeninfrastruktur erarbeitet. Dies wird sicherlich eine Aufgabe von mindestens einer Dekade sein, obwohl wir im vergangenen Jahrzehnt bereits an die 150 Stadtstraßen großflächig saniert haben. Froh sind wir, dass wir auch an Großbaustellen, wie Eschweilerstraße, B 57 mit dem komplexen Kreuzungsumbau der Luisenstraße sowie der Fahrbahnsanierung Hoengener Straße/Luisenstraße und Aachener Straße einen Haken machen konnten. Das war gut so, doch es muss weiter gehen, dafür sorgen wir. Auch wenn unsere Haushaltsmittel aufgrund der chronischen Unterfinanzierung der Gemeinden mehr als beschränkt sind.

Mich nervt die in weiten Teilen überflüssige Diskussion über die Abschaffung von Straßenbaubeiträgen für Anlieger. Warum kann das Land eigentlich nicht über einen Zeitraum von mindestens 10 Jahren den Kommunen jährlich einen zusätzlichen, beachtlichen Sanierungszuschuss für die maroden Straßen in NRW gewähren? Dann hätten wir wirklich eine eklatante Verbesserung erreicht, zu der die allermeisten Kommunen derzeit einfach nicht in der Lage sind.

Stattdessen diskutieren Landesregierung und Landtag darüber, die Entscheidung über Straßenbaubeiträge jeder Kommune freizustellen. Das ist doch Augenwischerei. So etwas können sich nur reiche Kommunen leisten. Das benachteiligt wieder einmal die Bürgerinnen und Bürger in den Städten und Gemeinden, die aufgrund ihrer Haushaltslage eine solche freiwillige Entscheidung, ähnlich wie bei den Kita-Beiträgen, schon rein rechtlich gar nicht treffen dürfen. Das sind Gedankenspiele, die eine Zweiklassengesellschaft zementieren.  Das kann man mittlerweile kaum noch einem Bürger vor Ort erklären. Trotzdem machen wir unsere Hausaufgaben, wir werden unsere Prioritätenliste erstellen und abarbeiten. Mit jeder Hilfe, die wir erhalten, können wir schneller werden.

 

Meine Damen und Herren,

ich weiß, dass heute viele Menschen zum Neujahrsempfang gekommen sind, denen Alsdorf am Herzen liegt. Und Sie wissen, dass auch mir unsere Stadt und eine gute Zukunft für uns alle am Herzen liegen. Darüber könnte ich jetzt noch lange erzählen. Sie wissen ja: Wovon das Herz voll ist, davon läuft der Mund über. Aber, ich will Ihre Geduld nicht überstrapazieren, und ich freue mich ja auch auf den Vortrag unseres heutigen Gastreferenten. Eines allerdings liegt mir so sehr auf dem Herzen, dass es jetzt noch raus muss.

Lebens- und liebenswert soll unsere Stadt sein. Sie soll attraktiv sein als Familienstadt, als Freizeitstadt und als Wirtschaftsstandort. Wir wollen eine Stadt, in der Zusammenhalt gepflegt wird. Alles das zusammen soll uns ein Gefühl von Geborgenheit vermitteln und die Gewissheit: Ja, hier lohnt es sich zu leben, zu wohnen zu arbeiten. Es ist die vornehmste Aufgabe von Kommunalpolitik, eine solche liebens- und lebenswerte Stadt zu schaffen und zu pflegen.

Aber, die Politik kann das alles nicht alleine. Die Hauptrolle spielen immer und überall die Bürgerinnen und Bürger. Die Grundlage für das Gelingen sind Menschen, die die Zukunft unserer Stadt nicht dem Zufall überlassen wollen. Menschen, die sich freiwillig und ehrenamtlich engagieren. Es ist völlig egal, ob das in Vereinen, in Institutionen geschieht, ob in Gruppen oder als Einzelpersonen. Von diesem Engagement lebt unsere Stadtgemeinschaft, davon profitiert unser Gemeinwesen. Das ist der Kitt, der unsere Gesellschaft zusammenhält. So hat Johannes Rau das einmal gesagt.

Das verändert auch den Blick auf alle noch so großen gesellschaftlichen Aufgaben und Themen. Viele Menschen, die sich im Kleinen engagieren, können Großes bewirken. Diesen Menschen danke ich von ganzem Herzen. Das positive Beispiel dieser Menschen gibt anderen Kraft und Zuversicht, auch mir. Das ist im Wortsinn unbezahlbar.

Wir in Alsdorf stehen zusammen. Auch und gerade, wenn es einmal hart wird, wenn die Lage schwierig ist. Wie eben bei jenem großen Stromausfall im Sommer in Schaufenberg oder gerade beim Brand eines Einfamilienhauses in Mitte, wo nicht nur die Retter unserer Feuerwehr einmal mehr zur Stelle waren sondern eben auch Menschen sich um die Brandopfer kümmerten, Nachbarn nahmen die vierköpfige Familie auf, der DRK-Kleiderladen bot eine Erstausstattung mit Wäsche an  usw. Diese Hilfsbereitschaft  ist das Erbe und der Geist des Bergbaus, der Alsdorf so lange geprägt hat. Daran musste ich mit Gänsehaut denken, als vor wenigen Tagen mit Prosper-Haniel im Ruhrgebiet die letzte deutsche Steinkohlenzeche für immer geschlossen wurde und auf Schalke Zehntausende gemeinsam das Steigerlied gesungen haben.

Als Kumpel aus diesem Anlass gefragt worden sind, was für sie dieses harte, schwierige Arbeiten unter Tage ausgemacht hat, da antworteten sie alle: Der Zusammenhalt ohne Wenn und Aber, egal, was da kommen möge. Ich nehme das, übertragen auf die großen, sicher ebenfalls nicht leichten Aufgaben der Zukunft, heute Abend zum Anlass für einen Appell:

Lassen Sie uns hier in Alsdorf gemeinsam Ideen für die Zukunft schmieden. Lassen Sie uns an der Sache orientiert diskutieren. Lassen Sie uns streiten, lassen Sie uns dann wieder gemeinsam lachen. Mischen Sie sich ein. Bringen Sie Ihre Kritik offen und nicht hinter vorgehaltener Hand ein, wie das an manchen Stellen heute leider bisweilen der Fall ist. Loben Sie auch gerne Positives in Ihrem Umfeld, auch das ist ja manchmal nicht verkehrt, denn es motiviert diejenigen, die sich einsetzen. Lassen Sie uns gemeinsam gestalten, egal, wie viele Hürden dabei zu nehmen sind.

Und überlassen wir dabei nicht jenen das Wort und die Deutungshoheit, die unentwegt alles schlecht reden um des Schlechtmachens Willen. Das, meine Damen und Herren, bringt uns keinen einzigen Schritt voran. Ich bin mir sicher, dass wir uns in diesem Punkt nicht nur heute Abend alle einig sind.

 

Meine Damen und Herren,

wenn Sie heute wieder einmal so zahlreich in die Stadthalle gekommen sind, ist das für mich ein starkes Signal und eine großartige Bestätigung: Die Alsdorferinnen und Alsdorfer interessieren sich, sie wollen etwas bewegen. Wir alle zusammen können das. Das ist keine Behauptung. Das ist eine Tatsache, weil wir das bei uns in Alsdorf immer wieder erleben. Umso zuversichtlicher wünsche ich Ihnen und unserer Heimatstadt ein gutes neues Jahr 2019.

Glück auf!

 

Es gilt das gesprochene Wort.

© Stadt Alsdorf