„Mehr als Du siehst“ – Infoabend in Alsdorfer Gesamtschule lotet Potenziale aus

Diskussion im Podium: Den Fragen von Moderatorin Jana Blaney (Mitte) stellten sich Emine Kir (ehemalige Schülerin der Gesamtschule), Lehrerin Leyla Kalkan, Schulleiter Ralf Bauckhage, der Dezernent für Jugend, Schulen und Soziales der Stadt Alsdorf, Tim Krämer, Landesintegrationsratsvorsitzender Tayfun Keltek und Friseurmeisterin Nurhan Gümüs.
Diese Partnerschaft war einfach passgenau. Unter dem Titel „Mehr als Du siehst – Perspektivwechsel jetzt!“ hatte der Integrationsrat der Stadt Alsdorf zu einem Abend im Rahmen der gleichnamigen Projektreihe des Landesintegrationsrates NRW eingeladen. Und zwar in die Gustav-Heinemann-Gesamtschule, die in Alsdorf ganz besonders für die vielfältige und vielschichtige Gesellschaft steht. Sie hat sich zu einer deutschlandweit anerkannten Schule im Bereich der internationalen und interkulturellen Projektarbeit mit Schülerinnen und Schülern entwickelt, und wurde als erste Bildungseinrichtung in Deutschland mit dem „Schule:Global“-Siegel ausgezeichnet. Ebenfalls als Kooperationspartner des Abends an Bord: die VHS Nordkreis Aachen. Als bundesweit größter Anbieter von Integrationskursen begleiten die Volkshochschulen Zugewanderte von der ersten Orientierung in der neuen Lebenswelt bis zur Eingliederung in den Arbeitsmarkt und darüber hinaus. „Wir freuen uns sehr, für diese Veranstaltung so engagierte Partner gefunden zu haben“, dankte der Vorsitzende des Alsdorfer Integrationsrates, Mevlüt Zorlu. Gut 100 Zuhörerinnen und Zuhörer konnte er begrüßen.
In seinem Impulsvortrag plädierte zunächst Tayfun Keltek, Vorsitzender des Landesintegrationsrates, dafür, den Wert der Herkunftskultur von Menschen mit Migrationserfahrung zu nutzen. „Viele glauben, dass sie in Deutschland ihre ursprüngliche Kultur im Berufsleben verstecken müssen, um anerkannt zu werden.“ Das Gegenteil sei der Fall, „vielfältige Erfahrungen können doch nur dazu beitragen, neue Perspektiven zu eröffnen und Dinge anders und häufig besser anzupacken“. Dieser Gedanke stand auch im Mittelpunkt einer Podiumsdiskussion. „Der Begriff ‚Integration‘ hat hierzulande häufig ein negatives Image – dabei sollte es eine Selbstverständlichkeit sein, mit all seinen persönlichen Kenntnissen zum Teil unserer Gesellschaft werden zu können“, sagte der Dezernent für Jugend, Schulen und Soziales, Tim Krämer. Dem pflichtete Leyla Kalkan, Lehrerin an der Gesamtschule, bei. „Wir haben uns dafür stark gemacht, zwei Internationale Klassen an der Schule haben zu können. Und in denen nehmen wir jedes Kind so, wie es ist.“ Erst nach einer individuellen Orientierungsphase stehe der Spracherwerb im Fokus. So geschehe eine schrittweise Integration, die keiner starren Richtschnur folge.
Ein Hauptakteur des Abends war der Kabarettist und Schauspieler Fatih Çevikollu. In Anzug und Sandalen kam er auf die Bühne und präsentierte so augenzwinkernd schon rein optisch einen Spagat, in dem Menschen mit Migrationshintergrund sich oft sehen. „Wenn ich im Ausland bin und mich einer fragt, wo ich herkomme, sage ich: aus Deutschland. Dann gucken die oft komisch und ich sage dann: Ja, so sehen die Deutschen jetzt aus!“ Sein Vortrag war nicht zuletzt ein Plädoyer für eine offenere, vorurteilslose Gesellschaft. „Wenn du sagst, dass du mehrsprachig aufgewachsen bist, finden das erstmal alle super. Bis sie merken, dass deine zweite Sprache Türkisch ist!“ Moderiert wurde der Abend von Jana Blaney, Leiterin der VHS Nordkreis.