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Schülerinnen und Schüler des Daltongymnasiums erinnern an jüdische Opfer




Mit einer besonderen Gedenkveranstaltung haben Schülerinnen und Schüler des Alsdorfer Daltongymnasiums am 80. Jahrestag der Befreiung des Konzentrationslagers Auschwitz-Birkenau an Lebenswege und Schicksale jüdischer Menschen erinnert.
Die Wanderausstellung „We, the six Million“ begrüßte die Besucherinnen und Besucher im Foyer der Kraftzentrale. Text- und Bildtafeln dieser Ausstellung zeigen Biographien jüdischer Opfer der Shoah im westlichen Rheinland. 
Eigene Gedanken zur Erinnerungskultur hatten Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Grundkurses Geschichte der Jahrgangsstufe Q2 formuliert, die sie vor zahlreichen Gästen – darunter Nachfahren jüdischer Familien, die einst in Alsdorf lebten - präsentierten. Ohne eine persönliche Verbindung zu den Opfern der NS-Zeit bleibe die Geschichte abstrakt, was Wiederholungsgefahr berge, sagten die Schüler, die anregten, mit Straßennamen an Menschen zu erinnern, die sich gegen das NS-Regime auflehnten. Menschen wie Jakob Dautzenberg, der 1897 in Würselen geboren wurde und 1922 der KPD beitrat. Im August 1944 wurde er von der Gestapo verhaftet und überlebte Aufenthalte in den Konzentrationslagern Neuengamme und Bergen-Belsen. Oder Menschen wie Erich Zwiebel, der 1899 in Galizien geboren wurde und später in Alsdorf ein Möbelgeschäft betrieb, das während der Reichspogromnacht am 10. November 1938 zerstört wurde. Trotz einer Flucht nach Frankreich konnte sich Erich Zwiebel den Nationalsozialisten nicht entziehen und wurde 1943 nach Auschwitz deportiert, wo er kurz vor der Kapitulation des Regimes ermordet wurde. Auch an ihn könne ein Straßenname erinnern, so die Schüler, „mit dem Gedenken an ihn könnte ein Beitrag geleistet werden, um Rassismus zu überwinden“. 
Mit der Biografie Walter Elkans hatte sich der Projektkurs Geschichte der Jahrgangsstufe Q2 befasst. Der 1912 geborene Walter wuchs als einziger Sohn von Hermann und Emma Elkan in Hoengen auf. 1936 emigrierte er nach Palästina, wo er eine Familie gründete und als Busfahrer arbeitete. Die Liebe zu der alten Heimat aber blieb, 1956 kehrte die Familie nach Aachen zurück. 2005 starb Walter Elkan, der von seiner Tochter Nurith Yaron als „stolzer und bewusster jüdischer Mann“ beschrieben wird. In zwei Roll-ups, die Teil der Ausstellung „We, the six million“ sind, haben die Schüler die Biographie Walter Elkans festgehalten. Am Nachmittag dieses Tages haben sie ihm mit einem Stolperstein gedacht, der in Hoengen an der Jülicher Straße 58, dem ehemaligen Haus der Familie Elkan, verlegt wurde.
„Der Name Walter Elkans steht stellvertretend für so viele Schicksale jüdischer Menschen, die im Lauf der Geschichte verloren sind“, sagte Dr. Carsten Misera, Lehrer am Daltongymnasium, das eine Schulpartnerschaft mit einer Schule in Tel Aviv anstrebt. Bürgermeister Alfred Sonders zeigte sich „stolz darauf, so viele Schülerinnen Schüler hier zu haben, die sich mit dem dunkelsten Kapitel unserer Geschichte und den Menschen, die unter dem NS-Regime gelitten haben, auseinandersetzen. Die Freiheit, die wir heute haben, hat die Leben von Millionen Menschen gekostet und es hat Jahrzehnte gedauert, sie aufzubauen. Und gerade sind wir wieder dabei, das alles zu verspielen“, sagte er mit Blick auf den erstarkenden Rechtsextremismus in Deutschland. Davor warnte auch die stellvertretende Städteregionsrätin Elisabeth Paul. „Die völkische Ideologie der Nazis begann mit Ausgrenzung – an diesem Punkt stehen wir nun wieder. Das dürfen wir nicht zulassen.“ 
Beindruckt zeigten sich die Nachfahren der Familie Elkan Enkelin Sandra Yaron mit Sohn Noah und Gatte Professor Joseph Kastersztein sowie Dr. Tamar Leventer mit Tochter Orly und die Nachfahren der Familie Keller aus den Vereinigten Staaten Evie Shvetz-Keller mit Tochter Elizabeth Lowy-Shvetz und Schwiegertochter Nadja Raver über die Intensität und die Arbeit mit der sich die Schülerinnen und Schüler mit der Erinnerung an die Shoa und auch mit der lokalen Geschichte auseinandersetzten. Im persönlichen Gespräch mit den jungen Menschen kamen viele Themen zur Sprache – ein gelungener Abschluß im Gymnasium. Ebenfalls gezeigt wurde die Ausstellung des israelischen Photojournalisten Erez Kaganovitz „Humans of October 7th“, der nach den Massakern des 7. Oktobers 2023, als Hamas-Terroristen unschuldige Menschen ermordeten, folterten und entführten, die menschliche Seite seines Landes zeigt und auch das Heldentum, mit dem die Menschen dem Terror entgegengetreten sind. Absolut sehenswert. Die Veranstaltung wurde musikalisch begleitet von der „Jugend-Musiziert“-Preisträgerin Valeria Trenkenschu und Yusuf Mazyek, beide am Flügel.
(apa 31.01.2025)
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