Erinnerung wachhalten: Nachfahren jüdischer Familien drei Tage lang zu Gast in Alsdorf
Eintrag ins Gästebuch: Das schlug Bürgermeister Alfred für Evie Keller-Shvetz (am Tisch, Mitte), ihre Tochter Elizabeth Lowy-Shetz (rechts) und Schwiegertochter Nadja Raver (links) auf.
„Es ist mir eine Ehre, Sie alle als Nachfahren der Familien der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Hoengen begrüßen zu dürfen“, betont Bürgermeister Alfred Sonders. In Alsdorf waren Evie Keller-Shvetz und ihre Tochter Elizabeth Lowy-Shetz und Schwiegertochter Nadja Raver als Nachfahren der Familie von Ernst Keller, der aus Alsdorf fliehen musste. Außerdem konnte der Bürgermeister Nachfahren von Walter Elkan in Alsdorf begrüßen: Dr. Tamara Leventer, Tochter von Walter Elkan mit ihrer Tochter Orly und Sandra Yaron (Enkelin von Walter Elkan) mit Noah und Ehemann Professor Joseph Kastersztein.
„In Anerkennung des unermeßlichen Leids, der schrecklichen Verluste und des großen Unrechts, die Ihren Familien als Bürgerinnen und Bürgern der Gemeinde Alsdorf / Hoengen zugefügt wurden, entschuldige ich mich im Namen von Rat und Verwaltung der Stadt Alsdorf von ganzem Herzen bei Ihnen. Wir erinnern uns, versuchen Verantwortung zu übernehmen.“ Mit diesen Worten lud Bürgermeister Alfred Sonders die Nachfahren ein und in diesem Sinne fand auch der dreitägige Besuch statt.
Es hatten sich verschiedenste Gruppen der Alsdorfer Stadtgesellschaft zusammengefunden, die den Besuch vorbereiteten und gestalteten: Die Volkshochschule Nordkreis, Dr. Christian Bremen, Historiker an der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule Aachen, Institut für Geschichte der frühen Neuzeit, Geschichtsverein Alsdorf, Arbeitskreis Wider das Vergessen – Die Erinnerung in die Stadt tragen, Erinnerungsprojekt „We, the six Million“ mit Janine Gielis, das Gymnasium der Stadt Alsdorf mit Schülerinnen und Schülern und den Lehrern Dr. Carsten Misera und Thomas Schneider. Auch die örtlichen Vereine waren an Bord: Die St. Jakobus Schützenbruderschaft Alsdorf Warden, der Karnevalsausschuss Hoengen mit Prinz Michael I. und Prinzessin Yvonne und zahlreiche Bürgerinnen und Bürger, die an den öffentlichen Veranstaltungen teilnahmen. „Die große Teilnahme und Anteilnahme freut mich sehr“, betont Bürgermeister Alfred Sonders. Unterstützt wurde die Veranstaltungen auch von Demokratie leben und dem Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend sowie von der Städteregion Aachen. Außerdem unterstützte das Büro des Landes Nordrhein-Westfalen für Wirtschaft, Wissenschaft, Bildung, Jugend und Kultur in Israel und die Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit in Düsseldorf e. V.. Bürgermeister Sonders sprach allen seinen großen Dank aus. Once in a lifetime – Evie Shvetz-Keller war vor einigen Jahren bereits in Alsdorf und dachte, dass sich so ein Besuch, so ein Erlebnis nur einmal im Leben ereignet. Doch jetzt reiste sie zum zweiten Mal an und erlebte nochmals für sie einmalige Tage in der Heimat ihrer Vorfahren. Begeistert war sie auch vom Alsdorfer Karneval, der mit einem Besuch in der Alsdorfer Burg einen Einblick ins Brauchtum Alsdorfs gab. Prinz Marc I. und Prinzessin Steffi rückten mit Hofstaat und Fanfarenzug an und der Prinz verlieh Evie Shvetz-Keller stellvertretend für alle Gäste einen Orden. Ebenfalls stellvertretend für alle Unterstützerinnen und Unterstützer erhielt auch Heinrich Plum einen Orden. Plum setzt sich seit Jahren für das Gedenken und die Erinnerungsarbeit in Alsdorf ein. Er hält auch seit vielen Jahren persönlich Kontakt zu Nachfahren der Familien der ehemaligen jüdischen Gemeinde in Hoengen.